Bis Ende 2019 war es bei uns in Frechen selbstverständlich, den Wein oder den Traubensaft beim Abendmahl gemeinschaftlich aus einem der großen, silbernen Kelche zu trinken, die schon vielen Generationen hierfür gedient haben. Mit Corona ist das anders geworden. Sensibilisiert durch die Sorge vor einer schwerwiegenden Ansteckung, war es am Ende der Pandemie nicht mehr möglich, einfach zu der Praxis des „Gemeinschaftskelches“ zurückzukehren. Daher beauftragte das Presbyterium den Gottesdienstausschuss im Sommer 2022 damit, nach geeigneten Einzelkelchen zu suchen und eine neue Form der Abendmahlsausteilung zu überlegen.

Der Ausschuss hatte eine größere Auswahl von im Handel erhältlichen Modellen zur Ansicht zur Verfügung. Sie waren alle aus Metall. Der mehrheitlich befürwortete Favorit war am Ende ein kleiner Keramikkelch des Essener Holzbrand-Keramikers Norbert Hombergen, ein Zufallsfund vom Frechener Töpfermarkt. Herr Hombergen ließ sich mit großer Freude auf das Projekt ein, das neben der Herstellung von 130 Einzelkelchen auch den aufwändigen Entwurf zweier großer Kelche und einer Aufbewahrungsdose für Oblaten, sowie zweier Patenen (Oblatentellern) umfasste. Es war sehr schön, zu erleben, mit welcher Hingabe er sich diesem für ihn nicht alltäglichem Auftrag gewidmet hat.

Kurz vor Palmsonntag war es so weit: Die fertig gedrehten und bereits geschrühten Gefäße wurden bei annähernd 1400 Grad Celius im Holzofen gebrannt, ein sehr spannender Moment, weil der Brand immer Unvorhergesehenes mit sich bringen kann. Aber alles ging gut und das neue Abendmahlsgeschirr kam erstmalig am Gründonnerstag und dann zu Ostern zum Einsatz. Ja, etwas ungewohnt ist es noch, dass wir nun mit so vielen Kelchen hantieren und daher mehr helfende Hände bei der Austeilung am Altar benötigen. Auch die ästhetisch passenden und praktisch geeigneten Tabletts müssen noch gefunden werden. Aber ich finde, dass sich der Weg mit den langen Diskussionen und den Fahrten nach Essen gelohnt hat. Das Ergebnis – die kleinen Tonkelche – liegt richtig gut in der Hand und zwar sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern. Und das tönerne Abendmahlsgeschirr erinnert auch daran, dass zu der kleinen, aufrechten protestantischen Gemeinde, die es seit dem 16. Jahrhundert in Frechen gab, mehrere Töpfer zählten. Daher ja auch das Tongefäß in dem alten Gemeindewappen, das man in einem Fenster der Frechener Kirche sehen kann.

Almuth Koch-Torjuul