Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Frechen

Um 1520 sind Schriften Martin Luthers in Köln und Umgebung im Umlauf.

Vor 1528 predigen Anhänger Luthers, darunter der am 28.09.1529 auf Melaten hingerichtete Peter von Fliesteden, in der katholischen Kirche St. Audomar in Frechen.

Ab 1540 besteht in Bachem für circa 30 Jahre durch das Wirken des reformatorisch gesinnten katholischen Pfarrers Gottfried eine lutherische Gemeinde.

Um 1543 heißt es, dass „die neue Religion“ in Köln, Frechen und in der Nachbarschaft „sehr vielen Beyfall gefunden und viele Anhänger hatte“. Patron der Evangelischen Frechens ist Floris I. von Pallandt, Graf von Culemborg. Seine Familie hat Verbindungen in die Niederlande. Er untersteht Herzog Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg, einem reformfreundlichen Katholiken. Eine spannungsreiche Nachbarschaft zur katholischen Reichsstadt und zum Erzstift Köln entsteht.

1551 Das Edikt des Herzogs Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg schützt die lutherischen Gemeinden indirekt vor Angriffen des Erzbischofs. Kölner Anhänger der Reformation, denen Amtshandlungen und Gottesdienste in der Reichsstadt bis 1802 verboten sind, wenden sich nach Bachem und Frechen.

1568 Floris I. von Pallandt setzt den ersten evangelischen Prediger für rund 200 Gemeindeglieder in Frechen ein.

1575 werden in Frechen der Heidelberger Katechismus der Reformierten und eine Gemeindeleitung aus „Ältesten“ eingeführt. Prägend ist die Theologie Johannes Calvins (1509–1564).

1578 Der reformierten Gemeinde Frechens wird die „Vicarey“, auch „Bruderey“ genannt, als Predigerhaus und Einnahmequelle zugewiesen. Dort findet auch der evangelische Schulunterricht statt.

Erste Hälfte des 17. Jahrhunderts: Öffentliche Gottesdienste, die Benutzung des Friedhofs und der Schulunterricht werden den Evangelischen verboten. Die Gemeinde verliert ihr Pfarrhaus 1620 an die katholische Gemeinde. Die Frechener Reformierte Gemeinde umfasst nur noch 60 bis 80 Personen. Das Gemeindeleben in Bachem kommt ganz zum Erliegen.

1661 Kurfürstlicher Befehl, den Reformierten das Predigen und den Schulunterricht zu gestatten

1672 Religionsvergleich, der auch den evangelischen Bürgern in Frechen die freie Religionsausübung gestattet

1715 Das Frechener Konsistorium beschließt den Bau einer Kirche und eines angrenzenden Pfarrhauses

1716–1717 Bau von Kirche und Pfarrhaus mit finanzieller Hilfe aus den Niederlanden, England und Köln. Auf dem Dach wird als Symbol ein goldfarbener „Geusen“-Engel befestigt. Im „Kölner Anbau“ kehren evangelische Kölner ein. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts hat die Gemeinde rund 100 Gemeindeglieder.

1801 Köln wird gemäß dem Frieden von Lunéville zu einem Teil des französischen Staatsgebietes, wodurch wie im übrigen Frankreich die öffentliche freie Religionsausübung Gesetz wird.

1802 Übergabe der Antoniter-Kirche an die hochdeutsch reformierte Gemeinde in Köln. Die Kölner sind nicht mehr auf Frechen angewiesen.

1828 Beitritt der Frechener Gemeinde zur preußischen Union, die Lutheraner und Reformierte vereint

1912 ist die Gemeinde durch die Zuwanderung von Arbeitskräften in den Braunkohlenbergbau, die Steinzeugindustrie und den Eisenbahnbau auf 1.500 Glieder angewachsen. Darunter sind Pietisten aus dem Siegerland.

Nach 1945 erfährt die Gemeinde durch Flüchtlinge und Vertriebene aus Ost- und Mitteldeutschland einen Zuwachs an mehrheitlich lutherischen Mitgliedern. Das Gemeindegebiet erstreckt sich zeitweilig vom Westen Kölns bis nach Düren. Aus der großflächigen Gemeinde entstehen zehn organisatorisch selbstständige Kirchengemeinden im Rhein-Erft-Kreis und in Köln.

1953 stellt das Presbyterium Frechen den Bekenntnisstand „Uniert mit lutherischen Bekenntnis“ fest und führt den lutherischen Katechismus ein. Die bisherigen Bekenntnisse sollen weiterhin beachtet werden.

1963 sind in der Stadt Frechen 6.000 von 28.500 Einwohnern evangelisch. Die Kirchengemeinde Frechen erhält einen zweiten Pfarrbezirk.

2016 versteht sich die 5.400 Gemeindeglieder zählende Gemeinde theologisch als „lutherisch-uniert mit reformiertem Ursprung“. Nachdem sie zwischenzeitlich drei evangelische Gemeindezentren in Stadtmitte, Bachem und Buschbell unterhalten hat, sind jetzt alle Aktivitäten und Angebote unter dem Leitbild „ein Haus aus lebendigen Steinen“ rund um die Evangelische Kirche an der Hauptstraße angesiedelt.